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Fischzug am Aschermittwoch - KulturAS

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Wenn Tradition auf Ernsthaftigkeit trifft:
Der Fischzug am Aschermittwoch in Sulzbach-Rosenberg

Wenn die letzten Klänge des Faschings verhallt sind und der Aschermittwoch anbricht, kehrt in Sulzbach-Rosenberg eine feierlich-ernste Stimmung ein. Dann zieht die Knappnesia, in tiefes Schwarz gehüllt, schweigend durch die Straßen und gibt dem uralten Brauch des Fischzugs seine unverwechselbare Würde. Ein Ritual, das sich einzig im Landkreis Amberg-Sulzbach in dieser besonderen Form erhalten hat.

Die Totenglocke hallt durch das Bochviertel, und eine unumstößliche Regel tritt in Kraft: absolutes Schweigen. Jedes unbedachte Lachen oder gesprochene Wort wird mit einer Strafe geahndet, denn der Fischzug ist keine einfache Faschingsgaudi, sondern eine ernste Angelegenheit, die mit Respekt und Ehrerbietung begangen wird.

Ein stilisierter Fisch, behangen mit ausgewaschenen Geldbeuteln, wird durch die Stadt getragen. Der symbolische Akt des Geldbeutelwaschens in der Fürstenquelle soll verhindern, dass im kommenden Jahr das Kleingeld ausgeht. Aufgemalte Tränen unterstreichen die Trauer um das Ende des Faschings, das mit diesem traditionellen Ritual feierlich begangen wird.

Der Weg führt die Teilnehmer von Wirtshaus zu Wirtshaus. In jeder der traditionsreichen Gaststätten – darunter das Rox, das Altstadtcafé, das Sperber-Bräu, die Zauberhöhle, die Landkutsche und das Korfu – erwartet sie ein neuer Ehrensenator, der für die Zeche aufkommt. Dieses Zusammenspiel von Tradition und geselligem Beisammensein macht den Fischzug zu einem einzigartigen Erlebnis.

Sepp Lösch, ein Bewahrer und Erneuerer des Brauchs, führte 1984 den Fischzug in Sulzbach-Rosenberg wieder ein. Zuvor vor allem als Männerveranstaltung im Vilstal bekannt, wurde er durch ihn für alle Mitglieder der Knappnesia – Männer und Frauen gleichermaßen – geöffnet. Seine legendären Reden an der Fürstenquelle, oft gewürzt mit Satire und politischer Schärfe, trugen zur lebendigen Tradition bei und verliehen dem Fischzug seine ganz eigene Note.

Mehr als ein Brauch, mehr als eine simple Faschingsnachfeier: Der Fischzug am Aschermittwoch in Sulzbach-Rosenberg ist ein Symbol für gelebte Geschichte. In einer Welt des stetigen Wandels bleibt er eine Konstante, die Jahr für Jahr Generationen verbindet – in stillem Gedenken und geselliger Gemeinschaft.
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